material futures, future crafts, natural resources, soft technologies

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Philippa Lorenzen
Bachelorarbeit
Betreuung: Prof. Dr. Zane Berzina

 

Sand ist für uns ein Teil unserer Umgebung. Er ist überall zu finden, außer im Urlaub oder in der Kindheit kommen wir jedoch selten mit ihm in direkten, bewussten Kontakt. Das unscheinbare Material ist gleichzeitig hart und instabil, einfarbig und bunt, homogen und heterogen. All dies wird aber von niemandem wahrgenommen, stattdessen fließen unvorstellbare Mengen Sand weltweit in unsere Bauten, in denen er „verschwindet“. Dieses Projekt zielt darauf ab, den Sand durch besondere Transformation in den persönlichen Wahrnehmungsbereich hineinzuholen.

Der Sand wurde dafür auf Oberflächen fixiert und über eine Verbindung mit anderen Material entgegen seiner üblichen Eigenschaften flexibel gemacht. In zahlreichen Proben mit unterschiedlichen chemischen oder natürlichen Bindemitteln konnte getestet werden, welche neuen Zustände das Ausgangsmaterial annehmen kann. Zudem wurde Sand auf Stoff fixiert, was in Bezug auf die Eigenschaften und Funktionen der Materialien eine paradoxe Kombination darstellt. Der Sand ist auf der textilen Fläche zwar sofort identifizierbar und in gewisser Weise auch vertraut, andererseits wirkt er in diesem Kontext irritierend und die Kombination vermittelt eine ungewohnte Haptik. Parallel dazu wurde ein Garn aus Silikon und Sand entwickelt, mit dem sich verstrickte oder verwebte Flächen erzeugen lassen.Die entstandene Materialkollektion stellt ungewohnte Bezüge her und verschiebt das Element Sand in einen neuen (Anwendungs-)Kontext. Dekontextualisierung und die individuelle Wahrnehmung spielen hierbei eine bedeutende Rolle. Es geht weniger um eine konkrete Funktion als um die temporäre Performance und Manipulation eines Materials, welches überall auf der Welt zu finden ist. Momente, in denen am Strand eine dünne Schicht Sand auf der Haut kleben bleibt, erzeugen für kurze Dauer eine andere, persönliche Beziehung zu diesem Material. Der Sand wird auf der Haut gebunden und wirkt als eine Art Beschichtung. Dieses „Phänomen“ wird hier eingefangen und fixiert.