future crafts, technical textiles, shaping, 3D printing

2-3-4D

Katja Bremer
Masterarbeit
Betreuung: Prof. Dr. Zane Berzina, Prof. Nils Krüger, Prof. Dr. Jörg Petruschat

Im Kern dieser Arbeit geht es darum, wie Materialien zur Anwendung kommen, wie aus Materialien heraus Konzepte entstehen und wie eine freie, experimentelle Gestaltung Potenziale zum Vorschein bringen kann, die bei einer vorherigen Eingrenzung der Zielsetzung vielleicht unerkannt geblieben wären. Material und Technologien werden zur wesentlichen Inspirationsquelle des Gestaltungsprozesses, der wiederum die Möglichkeiten des Materials erst sichtbar macht. Solche Prozesse spielen eine besondere Rolle in der Einführungsphase einer Technologie, wie es zur Zeit beim 3D-Druck auf Textilien der Fall ist.

Textilien sind seit ihrer Erfindung ein sehr vielschichtiges Material und Medium, das tief in die kulturelle und alltägliche Praxis der Menschen eingebettet ist und diese prägt, wobei sie funktionale und symbolische Zwecke mit einer essentiellen Beziehung zum Körper verbinden. Zuletzt haben sie – auch durch die Fortschritte in der Entwicklung ihrer Ausgangsmaterialien – zunehmend neue Einsatzgebiete erobert. Textilien haben das Potenzial, die Gestaltung von Produkten zu verändern und damit hat sich auch ihre gesellschaftliche, kulturelle und gestalterische Bedeutung gewandelt.

Die junge Technologie des 3D-Drucks wiederum hat binnen kürzester Zeit die ganze Idee der Herstellung von Produkten revolutioniert und dabei Erzeugnisse möglich gemacht, die schon rein technisch vorher gar nicht realisierbar waren. Ebenso wie Textilien können mit dem 3D-Druck ganz unterschiedliche Grundmaterialien verarbeitet werden. Entscheidend hierbei ist – wie auch bei den Textilien – das Wechselverhältnis von Material und Konstruktion, für das sich wiederum durch die Kombination unterschiedlicher Materialeigenschaften zusätzliche Parameter eröffnen, die die funktionalen Eigenschaften wesentlich erweitern können.

Dieser Ansatz wird hier durch die Kombination mit textilen Strukturen weitergeführt. Denn beide Technologien weisen nicht nur Parallelen in Bezug auf Konstruktion und Funktionalität auf, sondern können auch innovativ miteinander kombiniert werden. Mittels 3D- und 4D-Druck entsteht ein Hybridmaterial, das seine Eigenschaften nur durch das Zusammenspiel der Materialien erlangt. Die Geometrie spielt dabei eine zentrale Rolle.

Das Projekt steht in einer Übergangsphase, in der die 3D-Drucktechnologie zwar schon im Begriff ist, eigene Felder zu erobern und traditionelle Produktionsweisen obsolet zu machen, die in ihr liegenden Möglichkeiten aber noch lange nicht ausgeschöpft hat. In der Zukunft werden ihre Innovationen vor allem damit zusammenhängen, wie sie Materialien kombinieren und aufgrund der Konstruktion neue Eigenschaften und Funktionen umsetzen kann. Die Arbeit stellt dies exemplarisch dar: Am Beispiel eines Kindersitzes werden die Potenziale dessen sichtbar, was heute auch schon als 4D-Druck bezeichnet wird: in Material übertragene Formen, die in sich bereits ihre eigenen Veränderungen und damit die sichtbar werdende zeitliche Dimension beinhalten. Gleichzeitig wird eines der größten Potenziale des 4D-Drucks sichtbar: Die Herstellung komplexer Objekte kann mit dieser Technologie deutlich vereinfacht und der Materialeinsatz deutlich verringert werden.