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Future Textiles – Digital Crafts

Betreuung:
Prof. Dr. Zane Berzina, Essi Johanna Glomb, Sara Diaz Rodriguez, Katrin Münzberg, Karina Wirth

Kooperationspartner:
Sächsisches Textilforschungsinstitut e.V.,
Textilforschungsinstitut Thüringen-Vogtland e.V.,
Fraunhofer Institut für Zuverlässigkeit und Mikrointegration

Gäste:
Hella Jongerius, Veronika Aumann, Ursula Wagner, Justina Monceviciute, Lottozero u.v.m.

Teilnehmerinnen:
Sophie Schmidt, Samira Akhavan, Stefanie Eichler, Lobke Beckfeld, Suzan Camlik, Juni Neyenhuys, Rebecca van de Sand, Vera Castelijns, Tau Pibernat und Jessica Zmijan

 

It is not craft as ‚handicraft‘ that defines contemporary craftmanship: it is craft as knowledge that empowers a maker to take charge of technology. – Peter Dormer, 1997

Das Semesterprojekt fokussierte sich auf die Verbindung traditioneller textiler Techniken und die Potentiale der ’digital fabrication’. In diesem Kontext sollte die Nutzung digitaler Werkzeuge als Erweiterung der manuellen Fähigkeiten des Menschen betrachtet und ihre Rolle für ein gegenwärtiges Verständnis von Handwerk, Design und Technologie untersucht werden. Besonders die Kombination von digital gesteuerten Prozessen ( u.a. computergesteuertes Weben und Stricken, parametrische Modellierung und 3D-Druck oder E-Textiles ) in Verbindung mit aktueller Materialforschung führte zu einem ganzen Spektrum neuer Möglichkeiten in dem Bereich Textil und flexible Oberflächensysteme, die es im Rahmen des Projekts Future Textiles – Digital Crafts auszuloten galt. Zahlreiche Gäste und Expert*innen, wie Hella Jongerius oder Lotto Zero aus dem Bereich Textildesign, Design Thinking und Designforschung ergänzten die textiltechnologische Ausrichtung des Semesterprojektes.

Das Semesterprojekt ‚Future Textiles – Digital Crafts’ wurde im Rahmen des Textile Prototyping Lab durchgeführt, ein Forschungsvorhaben in dem die weißensee kunsthochschule berlin zusammen mit dem Sächsischen Textilforschungsinstitut, dem Textilforschungsinstitut Thüringen-Vogtland, dem Fraunhofer Institut für Zuverlässigkeit und Mikrointegration und dem Prototypes Collective e.V. (Fab Lab Berlin) ein textiles Innovationslabor aufbaut. Die Teilnehmer des Semesterprojektes hatten dabei die Gelegenheit, textile Prototypen im zentralen Lab an der weißensee kunsthochschule berlin und in den Partnerinstituten umzusetzen und so einen tieferen Einblick in textil-technologische Prozesse zu erhalten und diese zu nutzen.

Alle Ergebnisse des Semesterprojektes ‚Future Textiles – Digital Crafts’ sind in der Materialbibliothek des TPL archiviert und können von Besuchern als Inspirationsquelle eingesehen werden.

Infos Textile Prototyping Lab: www.textileprototypinglab.com

A Matter of Form

Sophie Schmidt befasste sich mit der Nutzung des Zufalls und der Abweichung in kontrollierten Prozessen. Hierfür testete sie eine Vielfalt von Materialien an Prototypingmaschinen des TPLs und an der industriellen Stickmaschine des TITV Greiz. Durch den gezielten Einsatz von scheinbar ‚fehlerhaften‘ Effekten wie lockeren Fadenspannungen und Stoffverzügen, konnten neue ästhetische und funktionale Ansätze getestet werden.

Papertivity 

Samira Akhavan und Stefanie Eichler erforschten die hygroskopischen Eigenschaften von Zellulose. In einer detaillierten Studie untersuchten die beiden Studierenden das Wechselspiel von wasserspeicherndem Papiergarn in Verbindung mit wasserabweisensenden Materialien. Sie konstruierten aktive Mehrlagengewebe und Textilien mit langen Flottierungen, die unter Zugabe von Feuchtigkeit einer deutliche Formveränderung zeigten. In der Mehrlagigkeit wurde ein bewusstes Öffnen und Schließen von Kammern allein durch die hygroskopischen Eigenschaften der Ausgangsmaterialien erreicht. Alle Prinzipien wurden zuerst am TC2 im zentralen Lab konzipiert und getestet. Die besten Ergebnisse wurden anschließend an der Industriewebmaschine des TITV Greiz erfolgreich umgesetzt.

Re.Code

Lobke Beckfeld, Suzan Camlik, Juni Neyenhuys und Rebecca van de Sand befassten sich mit dem Recycling von cellulosischen Textilabfällen. Sortiert nach Faserqualität und -farbe wurden neue Garne unter geringer Zugabe von Rohfasern zu neuem Garn versponnen. Jedes Garn ist ein Unikat. Die Materialien wurden großflächig am TC2 verarbeitet, industriell verwebt und am STFI in Chemnitz verstrickt. In dem parallel entwickelten Designkonzept wurden Texte durch eine neue Zeichensprache – der Re.Code-software – codiert, die eine emotionale Bindung zu den textilen Produkten herstellen sollen.

 

T-yarn 

Vera Castelijns, Tau Pibernat und Jessica Zmijan setzten sich mit dem Upcycling von T-Shirtabfällen auseinander. In einer umfangreichen Testreihe wurde das bestmögliche Schneidverfahren für T-Shirts eruiert, um die dadurch entstandenen Garne für eine Verarbeitung an industriellen Textilmaschinen nutzbar zu machen und die Bekleidungsabfälle in hochwertige Textilien zu übersetzen. Unter Verwendung des CMYK-Systems des TITV Greiz wurde ein Bindungsschema entwickelt, welches schnelle Musterungen mit großen Farbvariationen ermöglicht.

Auch das Verstricken des Garns am STFI in Chemnitz erbrachte hochwertige Ergebnisse. An einer selbstgebauten Seilmaschine wurden Seile in diversen Größen hergestellt, die mit Hilfe von 3D-gedruckten Befestigungsmodulen zu textilen Flächen verbunden werden können.

Prototyping an den Instituten und im TPL