soft technologies, future crafts

EKMA

Alexander Gärtner, Carine Kuntz
Masterarbeit
Betreuung: Prof. Zane Berzina

 

 

Als Inspirationsquelle für das Textil- und Modeprojekt EKMA dienten die detaillierten Beschreibungen und Fotografien sogenannter Materialisationsphänomene aus dem Werk „Materialisationsphänomene-Ein Beitrag zur mediumistischen Teleplastie des Münchner Arztes und Parapsychologen Albert von Schrenck-Notzing“. Er führte zu Beginn des 20. Jahrhunderts Sitzungen mit medial begabten Personen durch und dokumentierte das angebliche Ausströmen ektoplastischer Materie aus den Körpern der Medien. Besonders faszinierend erscheint die Behauptung, dass die Medien jene Materie aus dem Nichts bilden können, so als würden unsichtbare Energien und Strahlungen verdichtet und für den Betrachter sichtbar gemacht.

Das Ektoplasma durchläuft ein Stadium, in dem es feinen Stoffschleiern aus Chiffon oder Musselin gleicht. Bei vollständiger Materialisation unterwerfen sich die halbflüssigen Gebilde den physikalischen Gesetzen unserer Welt, sinken durch ihr Gewicht zu Boden und werfen Schatten. Albert von Schrenck-Notzing beschreibt die Erscheinungen immer wieder als belebt und animalisch, sich kriechend und schlängelnd fortbewegend und den Eindruck einer feuchten, kühlen Berührung hinterlassend (Albert von Schrenck-Notzing 1914: 125). Diesen fließenden Übergang zwischen den Zustandsformen des Ektoplasmas charakterisiert der Forscher ferner durch die Bezeichnungen nebelartig, halbflüssig, fest (1914: 64).

Auf Grundlage dieser groben Einteilung wurde eine tabellarische Übersicht der physikalischen und visuellen Eigenschaften des Ektoplasmas erstellt, welche wiederum die Grundlage für die Herstellung eines Materialkatalogs bildete, der Materialstudien zu den Bereichen Fest, Flüssig und Gasförmig umfasst. Durch Manipulation erhielten die textilen und nichttextilen Flächen fremdartige und teils ungewohnte Wirkungsebenen. Die Kombination von gegensätzlichen haptischen und visuellen Eigenschaften erzeugt neue Oberflächenphänomene – harte Strukturen verbinden sich mit weichen Strukturen, milchig-transluzente Flächen überlagern scharf gezeichnete Konturen. Transparente Stoffe überlappen sich, erzeugen vibrierende Moiré-Effekte und fließende Stofflandschaften. Durch das Zusammenspiel von elastischen und unelastischen Materialien entstehen reliefartige Strukturen und Volumina.